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turi2 podcast - Menschen. Medien. Marken


Armin Hierstetter über den Sprecher-Markt und gefragte Stimmen.

Armin sucht den Super-Sprecher: "Es ist nicht nur die Stimme allein, ihr müsst auch wissen, wie Ihr Euch vermarktet", sagt Armin Hierstetter im Jobs-Podcast mit turi2-Redakteur Björn Czieslik. Seine Casting-Plattform Bodalgo bringt Sprech-Profis und Auftraggeber zusammen. 12.000 Stimmen in 80 Sprachen hat er in seiner Datenbank. Bis 2008 war Hierstetter Verlagsleiter beim Männer-Magazin "FHM". Auf dem Höhepunkt der Finanz-Krise bekommt er die Kündigung und macht sich mit der Abfindung selbstständig. Bis heute ist Bodalgo eine One-Man-Show: Bei jeder neuen Stimme überprüft er persönlich, ob sie seinen Ansprüchen genügt.

Eine Chance haben bei Bodalgo nur ausge­bildete Sprech-Profis: Das kann eine Schauspiel­ausbildung sein, die Arbeit beim Radio oder private Sprech­erziehung. "Es reicht nicht, nur die gute Stimme zu haben, Du musst auch wissen, wie Du sie richtig einsetzt", sagt Hierstetter und warnt: "Ein Wochenend­kurs macht Dich nicht zum Sprecher". Sprech-Profis dürfen nicht monoton klingen, "jeder Satz braucht einen eigenen Subtext, den man hören kann", sie sollten von Anfang an mit der Stimme präsent sein und keine Wort-Enden verschlucken. Die Aufnahme muss zudem technisch absolut sauber sein: Kein Einatmer, kein Hall, kein Hintergrund­rauschen.

Gerade für Neulinge gilt zudem: "Ohne Heimstudio geht gar nichts." Darauf zu hoffen, einen Sprech-Auftrag zu bekommen und sich dann ein Profi-Studio zu suchen, sei "Unsinn". Die gute Nachricht: Schon für unter 1.000 Euro lässt sich ein Aufnahme-Setting einrichten, "das sehr, sehr gut klingt".

Wer diese Hürden genommen hat, sollte ein paar Sprach-Demos aufnehmen, sich auf Castings bewerben und Ausdauer haben: "Man muss schon ein bisschen resilient sein, denn 'Ablehnung' ist der zweite Vorname von 'Casting'."

Gefragt sind weiterhin vor allem tiefe und dunkle Stimmen, beobachtet Hierstetter, wenn auch nicht mehr ganz so extrem, wie noch in den 1980er Jahren. Aus den USA komme der Trend zu nonbinären Stimmen, bei denen nicht eindeutig ist, ob sie männlich oder weiblich sind. Bei der Sprechweise sei in den USA "Conversational" sehr gefragt – also keine aufgesetzte Sprecher-Stimme, sondern Sprechen wie in einem Gespräch unter Freunden.

Firmen und Agenturen, die eine Stimme suchen, empfiehlt Hierstetter ein möglichst präzises Briefing: Wofür kommt die Stimme zum Einsatz? Welche Art von Stimme soll es sein? Welche Ausdrucksweise soll sie haben: Frech und rotzig, gelassen oder mystisch? Sein Tipp: Wer schon eine konkrete Vorstellung hat, kann auch Beispiel-Stimmen angeben, z.B.: Klingt so wie die Synchronstimme von Morgan Freeman. "Es dauert vielleicht eine Minute, das Briefing zu schreiben, und es spart Dir so viel Zeit." Eine Vermittlungsgebühr kassiert Bodalgo weder von den Sprechern noch von den Auftraggebern. Hierstetters Geschäftsmodell sind die rund 2.000 Mitglieder, die eine monatliche Gebühr bezahlen.

Im Jobs-Podcast spricht Armin Hierstetter außerdem darüber, wie die Sprecher-Branche auf sein disruptives Geschäfts­modell reagiert hat, warum Stimmen für Werbung am teuersten sind und was er am Arbeiten als Selbst­ständiger besonders schätzt.
Das Gespräch erscheint im Rahmen der https://www.turi2.de/podcastwochen.
Weitere Interviews, Podcasts, Profi-Tipps und Hör-Empfehlungen gibt es täglich bis zum 9. Oktober. Am 12. Oktober erscheint außerdem die gedruckte https://www.turi2.de/edition19/ Audio – jetzt schon das kostenlose E-Paper vorbestellen: https://www.turi2.de/bestellen/.

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Arno Fischbacher über die Macht der Stimme – im Podcast, auf der Bühne und im Leben.

Der Ton macht die Musik: "Die Stimme ist ein Wunderwerk der Natur", schwärmt der Wirtschafts-Stimmcoach und Rhetoriktrainer Arno Fischbacher im turi2 Jobs-Podcast. Viele Dinge lassen sich allein an der Sprechweise ablesen, erklärt er im Gespräch mit turi2-Redakteurin Pauline Stahl. So sei etwa hörbar, "was du im Laufe deines Lebens getan hast, um dich zu entfalten". Besonders über den Führungswillen gebe die Stimme Auskunft: "Die Stimme drückt immer aus, inwieweit du bereit bist, den Prozess zu lenken." Verbergen lässt sich so gut wie nichts: "Ob du willst oder nicht: Du verrätst im Grunde ununterbrochen neu, mit welcher Einstellung du dem Anderen gegenübersitzt."

Fischbacher gehört zwei Jahrzehnte lang zum Stamm-Ensemble des heutigen Schauspielhauses Salzburg, leitet das Theater von 1985 bis 1996 als kaufmännischer Direktor. Auch heute helfe es ihm noch, auf diese Erfahrungen zurückzugreifen. Schon damals sei die Stimme ein zentrales Element seines Daseins gewesen, aber auf der Bühne war es eben nur ein Element von vielen. Im Laufe der Zeit steht er immer öfter in Tonstudios, um Hörbücher oder Werbung einzusprechen: "Man hat offensichtlich etwas in mir entdeckt, was geldwert war." Eine schöne Stimme allein habe dafür nicht genügt, auch das Handwerkszeug des Schauspielers sei wichtig gewesen, betont Fischbacher.

Fischbacher, der 2020 mit Stimme wirkt! unter die Podcaster geht, verrät außerdem, wie sich eine voluminöse Stimme trainieren lässt und wie junge Menschen stimmlich selbstbewusster werden können. Außerdem erklärt er, was gegen einen Blackout in einer Interview-Situation, u.a. im Podcast hilft, etwa das Ändern der Sitzposition: "In diesem Moment ist der Verstand mal auf Urlaub geschickt und regeneriert sich." Grundsätzlich gelte: "Wie du klingst, hängt 1:1 von dem ab, wie du gerade sitzt oder stehst."

Außerdem erklärt Fischbacher, weshalb die Stimme ein "wesentlicher Futterkrug für die Menschen", ist: "Wir wollen von der Energie der anderen gefüttert werden." Sprechen Menschen aber träge, ziehen sie Energie von uns ab – "und der Autopilot in uns schaltet sofort die Aufmerksamkeit ab". Nur 0,4 Sekunden dauert es, bis Zuhörende aus den "Laut-Salaten" Worte im Sprachzentrum erkennen und verstehen. In dieser Zeit spielt sich eine Menge ab: In Sekundenschnelle werden z.B. "alle Dominanzen geregelt", "soziale Strukturen eingerichtet" sowie Antipathien oder Sympathien erzeugt.

Das Gespräch mit Arno Fischbacher findet im Rahmen der turi2 Podcast-Wochen statt. Weitere Interviews, Podcasts, Profi-Tipps und Hör-Empfehlungen gibt es täglich bis zum 9. Oktober. Am 12. Oktober erscheint außerdem die gedruckte turi2 edition #19 Audio – jetzt schon das kostenlose E-Paper vorbestellen.

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Dominik Sedlmeier über schlechte PR und Performance.

Quer­einsteiger: "Dadurch, dass so wenig neuer Wind in die PR-Agenturen kommt, bleibt es relativ altmodisch", sagt Dominik Sedlmeier im turi2 Jobs-Podcast. Der CEO der PR-Agentur El Clasico Media findet, dass zu Public Relations mehr gehört, als Presse­mitteilungen "durch den Verteiler zu jagen". Bei seinem Unternehmen liege der Fokus darauf, "Brands aufzubauen und Reichweite zu generieren für Experten, die es wirklich verdient haben". Im Gespräch mit turi2-Redakteurin Pauline Stahl erzählt er, dass ein Selbst­experiment ihm dabei geholfen hat, das dafür notwendige Netzwerk aufzubauen. Der 26-Jährige versucht innerhalb eines Jahres mit Interviews und Gast­beiträgen so oft wie möglich selbst in den Medien zu erscheinen. Das Endergebnis: "Über 100 Mal". Dadurch kenne er bei "den meisten großen Medien" mittlerweile "mindestens drei bis vier Journalisten". Die klassische Presse­mitteilung gibt es für ihn deshalb nur für "extreme Nischen, wo wir keine Kontakte haben".

Seine Kontakte in der Medienwelt baut sich Sedlmeier in relativ kurzer Zeit auf, denn auf dem Weg in die PR-Branche geht er einige Umwege. Sein Abitur bricht er ab, die Ausbildung zum KFZ-Mechaniker nimmt nach drei Monaten ein Ende, dann bewacht Sedlmeier mit seinem Hund nachts Gelände. Einigen Jahren im Bundeswehr-Dienst­leistungs­zentrum und einer Flaute im Network-Marketing folgt der Einstieg ins Online Marketing. Als ein Kunde ihn fragt, ob er die PR für ihn übernehmen kann, sagt Sedlmeier zu – er will es lernen. Er erinnert sich zurück, wie oft er bei Veranstaltungen im Network Marketing Geschichten nach dem Motto "Vom Tellerwäscher zum Millionär" gehört hat: "Ich hab immer gedacht, das passt nicht zu mir". Mittlerweile erzähle er seine Geschichte, "die eins zu eins da rein passt".

Der ungewöhnliche Werdegang beeinflusst seinen jetzigen Führungsstil stark, erzählt der CEO. "Am Anfang meiner Selbstständigkeit war ich relativ hart und bestimmt nicht fair". Doch bald habe er gemerkt, "dass es auch für die Unternehmens-Performance besser ist", wenn seine Kolleginnen glücklich sind. Seine Mitarbeitenden duze er und mache sogar gemeinsame Urlaubs­reisen. Gleichzeitig kommuniziere er dennoch klipp und klar, was er von ihnen erwarte. In den meisten Fällen sei Sedlmeier mittlerweile aber "eher der Kumpeltyp".

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Susan Moldenhauer über Geld, Gehalt und Gefühle.

Menschenkennerin: "Männer sind gut darin, Dinge zu kaschieren und sich zu verkaufen", sagt Susan Moldenhauer im turi2 Jobs-Podcast. Frauen hingegen gehen offener mit ihren Schwächen um und "sind viel selbst­kritischer". Im turi2 Jobs-Podcast mit Redakteurin Pauline Stahl erklärt die Finanz- und Karriere­beraterin die Gender Pay Gap nicht "per se mit einer absichtlichen ungleichen Bezahlung". Das Problem sei zum einen, dass sich viele Frauen "unter Wert verkaufen". Teilweise schätzen sie ihr Gehalt 20 bis 30 % niedriger ein als Männer. Zum anderen beobachtet Moldenhauer bei Frauen im Alter von Mitte bis Ende 30 eine "Art Familien­knick". Während dieser Zeit bleiben sie zuhause, gehen in Elternzeit "und fordern danach die Weiter­entwicklung im Job nicht mehr ein". Wer über eine Gehalts­erhöhung verhandeln möchte, sollte grundsätzlich erstmal "mit sich selbst ins Gericht gehen", meint Moldenhauer. Während sie Themen wie Inflation oder Drohungen in dem Gespräch vermeiden sollten, gehe es eher darum, die "individuellen Mehr­leistungen" hervorzuheben.

Die Erfahrungen und das Wissen, das Moldenhauer aus mittlerweile grob über 2.000 Beratungen gesammelt hat, fasst sie in ihrem Buch Kenne deinen Wert! Der Gehalts­ratgeber für Frauen zusammen, das im April 2022 erschienen ist. Einen solchen Guide brauche es, weil die Geschichte des Umgangs mit den eigenen Finanzen bei Frauen vergleichs­weise jung sei. "Bis in die späten 70er Jahre konnte der Ehemann noch ohne Erlaubnis der Frau deren Arbeits­verhältnis kündigen", erzählt Moldenhauer. Häufig stelle sie in ihren Coachings fest, dass viele Frauen noch immer mit diesem "alten Bild" aufwachsen. Geld, Gehalt und Finanzen seien in Deutschland ohnehin ein "riesiges Tabuthema". Als Frau gebe es somit "zwei schwer­wiegende Hindernisse" in ihren Köpfen, die den Umgang mit Finanzen erschweren.

Moldenhauer studiert Kunst­geschichte, Slawistik und Sprach­wissenschaften, als eine Kommilitonin sie in die Finanzwelt einführt. Das habe Moldenhauer so fasziniert, dass sie das Studium abbricht und schließlich eine Ausbildung zur Finanzwirtin macht. Als sie für ihren damaligen Arbeitgeber ein eigenes Team aufbauen und leiten darf, merkt Moldenhauer, "dass es mir Spaß macht, ganz intensiv mit Menschen zu arbeiten". Ein guter Coach braucht ihrer Meinung nach eine "gute Beobachtungs­gabe" und "echtes Interesse an meinem Gegenüber". Nur so könne sie herausfinden: "Was ist da für ein Rohdiamant, den der Mensch feinschleifen kann."

Susan Moldenhauer gibt eines von zehn Finanz-Fachinterviews in der aktuellen turi2 Edition #18 zum Thema Kapital.

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Noah Leidinger über Aktien-Anfänger und Aktien-Analysen.

Aktien-Anhänger: "Aktien sind ein super Weg, um Menschen für Wirtschaft zu begeistern", sagt OMR-Redakteur Noah Leidinger, Podcast-Host bei "Ohne Aktien wird schwer" im turi2 Jobs-Podcast mit turi2-Redakteur Björn Czieslik. Schon allein wegen der kommenden "großen Rentenlücke" sei es sinnvoll, in Aktien zu investieren.

Ihn selbst hat der YouTube-Algorithmus in die Aktien-Welt hineingezogen. Mit 13 Jahren kauft Leidinger seine erste Einzel-Aktie von Bayer – sein bisher schlechtestes Investment. Seine Eltern hatten gar keinen Bezug zu Aktien, erinnert er sich – seiner Mutter würde er deshalb auch nicht empfehlen, ins Aktien-Business einzusteigen, weil sie das "psychologisch eher nicht aushalten würde". Der Aktien-Markt sei nichts für Menschen, die bei Verlusten schnell nervös und panisch werden. Interessierten rät er, "nur in Sachen zu investieren, von denen man Ahnung hat".

Erstes Wissen eignet sich Leidinger u.a. durchs Schreiben eigener Aktien-Analysen für Facebook-Gruppen an. Durch die Auseinandersetzung mit Unternehmens-Kennzahlen und Bilanzen lernt er, wie der Hase läuft. Zwischenzeitlich legt Leidinger in seiner Schulzeit ein "eng kapitalistisches Denken" an den Tag – und erfreut Lehrerinnen und Mitschülerinnen mit langen Diskussionen. In seinem Podcast ist es Leidinger wichtig, auch Risiken anzusprechen, also "offenzulegen, dass nicht in jede Firma und alles, was gehypt wird" eine Investition wert ist. Der Sponsoring-Partner Trade Republic und eigene Investments führen nicht zu einer Schere im Kopf, betont Leidinger: "Wir sind redaktionell komplett unabhängig und gehen auf die Themen ein, die wir spannend finden."

Generell findet Leidinger es schade, dass sich "viel zu wenig Menschen" Gedanken übers Unternehmertun machen – selbst die größten Wirtschaftszeitungen in Deutschland hätten nur "ein paar Hunderttausend Auflage, obwohl es 80 Mio Menschen gibt". In seinem Podcast versucht Leidinger den Spagat, Neulingen Finanz-Themen schmackhaft zu machen, ohne dabei Stammhörerinnen mit Vorahnung zu verschrecken: "Die täglichen Hörer langweilen sich, wenn sie zum tausendsten Mal hören, wie sich der Firmenwert einer Firma zusammensetzt." Wert legt Leidinger vor allem für die Neulinge auf eine einfache Sprache und möglichst unkomplizierte Formulierungen.

Noah Leidinger gibt eines von zehn Finanz-Fachinterviews in der aktuellen turi2 Edition #18 zum Thema Kapital.

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Simon Schöbel über Investitionen und Instagram.

Fin-Experte: "Wenn man schnell reich werden will, ist das der schnellste Weg, genau das Gegenteil zu erreichen", sagt Simon Schöbel im turi2 Jobs-Podcast. Der Finfluencer klärt auf YouTube, TikTok und Instagram über Finanzthemen auf und beobachtet: "Gerade junge Leute wollen schnell reich werden." Die Gefahr dabei sei, dass sie "auf die falschen Leute hören" oder zum Beispiel in "spekulative Dinge" investieren. Im Gespräch mit turi2-Redakteurin Pauline Stahl sagt Schöbel, dass es der jüngeren Generation nicht mehr zwingend "um die Karriere der Karriere wegen" gehe, sondern "um Selbst­verwirklichung" – und dabei helfe Geld. Wer den "Faktor Geld nach oben setzt", könne auch den "Faktor Zeit" erhöhen, sagt Schöbel. Der "klassische Karriereweg bis zur Selbst­ausbeutung ist in unserer Generation nicht mehr so stark gegeben". Den Traum, reich zu werden, zerstöre Schöbel seinen Followern auf Social Media nicht ganz, sage aber, dass es "länger dauert".

Grundsätzlich wolle er seinem Publikum vermitteln, "weniger kurzfristig zu denken" und "eher langfristige Verhaltens­muster anzupassen". Dazu gehöre auch, sich von aktuellen News "nicht völlig aus der Fassung bringen zu lassen". So schrecklich der Krieg in der Ukraine sei – "solche Krisen wird es immer wieder geben". Für langfristige Anlagen über zehn bis 15 Jahre seien sie "ganz normal". In seinen 30- bis 40-sekündigen Videos greift Schöbel solche Themen eher nicht auf, weil er sie nur oberflächlich behandeln könnte. Lieber versucht er, seiner jungen Zielgruppe einen "konkreten Mehrwert" mitzugeben, etwa, warum sie ihr Geld nach einer Gehalts­erhöhung nicht direkt für Designer-Klamotten ausgeben sollten oder wie sie beim Bewerbungs­gespräch richtig über das Gehalt verhandeln. "Je konkreter der Tipp, desto interessanter", sagt Schöbel.

Seine 230.000 Follower auf TikTok und 43.000 auf Instagram zeigen: Das Interesse an Finanzthemen ist da und größer als je zuvor: "Das war in der Vergangenheit eher ein Thema für Finanz­berater." Mittlerweile werde in den Medien nicht nur viel mehr Info publiziert, auch die Zugänge dazu seien einfacher. Selbst die Einstiegs­barrieren beim Investieren sind gesunken, sagt Schöbel: "Man kann per Mausklick oder am Smartphone quasi für null Euro ETFs kaufen." Reich wird Schöbel mit seinen Videos nicht, "das ist mir aber auch nicht wichtig und nicht planbar". Von der Tätigkeit als Finfluencer kann er seit zirka einem halben Jahr leben. Bis er überhaupt die ersten Euro damit verdient habe, seien allerdings "anderthalb Jahre ins Land gestrichen".

Simon Schöbel gibt eines von zehn Finanz-Fachinterviews in der aktuellen turi2 Edition #18. Das Buch zum Thema Kapital erscheint am 29. Juni.

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Andrea Rexer über Perspektivwechsel und die Neugier auf Neues.

Seitenwechslerin: "Es macht Spaß, ein echter Teil von Veränderung zu sein", sagt Andrea Rexer, Kommunikations-Chefin der Hypo-Vereinsbank, im turi2 Jobs-Podcast. Nach Führungspositionen u.a. bei der "Süddeutschen Zeitung" und dem "Handelsblatt", hängt sie ihre Karriere als Wirtschaftsjournalistin 2020 an den Nagel. Im Journalismus musste Rexer immer darauf hoffen, dass "irgendeiner von den Unternehmen die Artikel liest und dann etwas ändert", erzählt sie im Gespräch mit turi2-Verlegerin Heike Turi. Jetzt könne Rexer selbst Dinge anstoßen und verändern.

Kurz nach dem Seitenwechsel hatte Rexer zwischenzeitlich die Sorge, sich womöglich zu langweiligen: "Als Journalistin dachte ich immer, es gibt keinen tolleren Job, weil kein Tag wie der andere ist." Jetzt erfreut sie sich an ihren "unglaublich breit" gefächerten Aufgaben, bei denen ihr vor allem das strategische Denken Freude macht: "Früher habe ich nur geschrieben, heute kann ich Videos und Podcasts machen, Events organisieren und moderieren." An die "berühmten Abstimmungsschleifen" im Unternehmen habe sie sich aber erst einmal gewöhnen müssen. Statt wie als Journalistin das "schreiben zu können, was man denkt", muss sie nun mehrere Stakeholder in der Firma auf dem Zettel haben, die ein Wörtchen mitzureden haben.

Eine berufliche Karriere ist für Rexer zwar wichtig, aber nicht alles: "Es muss auch Raum für ein Leben neben dem Job geben", sagt sie – und versucht, genau das ihrem Team vorzuleben. Außerdem verrät sie, dass sie weniger das Geld, sondern vielmehr die Neugier auf Neues antreibt, "sonst wäre ich im ersten Schritt vermutlich keine Journalistin geworden". Als Kommunikatorin bei der Hypo-Vereinsbank sei frischer Wind ausdrücklich erwünscht: Rexer hat dabei das Glück, einen Chef zu haben, der einen "kritischen Blick nicht nur erlaubt, sondern einfordert". Mit dem Begriff "Powerfrau" kann Rexer indes nichts anfangen. Sie findet es "komisch, dass man betonen muss, dass eine Frau Energie hat".

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Sina Mainitz über Investitionen und Lampenfieber.

Keine Zockerin: "Ich glaube, dass sich in Punkto Geld verdienen und wofür man sein Geld einsetzt, ein Mentalitätswechsel vollzieht", sagt Sina Mainitz im turi2 Jobs-Podcast. Die ZDF-Börsenreporterin beobachtet, dass Geld heutzutage nicht mehr die Rolle spielt wie noch vor 50 Jahren. Mit turi2-Redakteurin Pauline Stahl spricht Mainitz außerdem über eine "gewisse Verschiebung" bei der Geldanlage. Vor ein paar Jahren hätten vor allem Investitionen in alternative Energien eine große Rolle gespielt, "und plötzlich kommen durch den Krieg in der Ukraine wieder Rüstungskonzerne empor". Trotz aller Unsicherheiten und Schwankungen im Finanzmarkt rät die Journalistin, sich mit der Geldanlage zu beschäftigen: "Es lohnt sich immer, anzufangen." Gerade an der Börse sei es jedoch gut, "wenn man einen langen Atem hat und nicht beim ersten Sturm die Flucht ergreift". Für Kryptowährungen hingegen "muss man geboren sein und eine gewisse Risiko-Bereitschaft mitbringen", sagt Mainitz. Obwohl Bitcoin & Co für sie keine Optionen sind, weiß sie, dass die digitalen Währungen am Finanzmarkt mittlerweile "eine große Rolle spielen".

Es war nicht der kein Kindheitstraum von Sina Mainitz, dass sie sich mal hauptberuflich mit Finanz-Themen beschäftigt und live im TV darüber berichtet. Nach dem Abi wollte die heute 45-Jährige "etwas mit Medizin" machen und hat Pharmazie studiert. "Ich war aber zu schlecht in Chemie", sagt sie. Weil sie Stärken im "sprachlichen Bereich" entdeckt, studiert sie schließlich dual Medien- und Kommunikationswissenschaften mit der Vertiefung Journalismus und PR – eine Entscheidung, "die ich immer wieder so machen würde". So landet sie beim ZDF, testet für das "Mittagsmagazin" Autos – "eine ganz tolle Zeit" – und kommt 2008 schließlich an die Börse. Seitdem berichtet Mainitz für alle aktuellen ZDF-Sendungen live vom Frankfurter Börsenparkett. Nach 14 Jahren habe sie zwar kein Lampenfieber mehr, "eine gesunde Anspannung und ein gewisser Pegel an Adrenalin gehören aber dazu", sagt die Reporterin. Da sei es von Vorteil, "wenn man eine Rampensau ist".

Um beim Job abzuliefern, braucht Mainitz einen Ausgleich. Vor einem Gespräch beim ZDF jogge sie häufig durch den Wald und versuche, sich mit "ganz anderen Dingen zu befassen". Auch Yoga kann die zweifache Mutter empfehlen. Grundsätzlich "darf man nie vergessen, was einem selbst gut tut".

Sina Mainitz ist eine von 11 Porträtierten in der neuen turi2 edition #18. Das Buch zum Thema Kapital erscheint am 29. Juni 2022.

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Hans-Jürgen Jakobs über Morning-Briefing und Mitmach-Journalismus.

Bleibt am Boden: "Journalistisch habe ich noch nie mit so vielen Menschen konstant in Verbindung gestanden", sagt Hans-Jürgen Jakobs im turi2 Jobs-Podcast. Der ehemalige "Handelsblatt"-Chef­redakteur schreibt mittlerweile als Senior Editor fünf Mal wöchentlich das Handels­blatt Morning Briefing und erreicht damit via E-Mail knapp 100.000 Menschen täglich. Im Gespräch mit turi2-Verleger Peter Turi sagt Jakobs, dass die Zeitung damit nicht viel Gewinn macht – aber das sei auch gar nicht nötig: Das Ziel des Newsletters müsse ein Kanal für "Mitmach-Journalismus" sein, sagt Jakobs. Dazu gehören seiner Meinung nach – vor allem um jüngere Menschen zu erreichen – auch Podcasts: "So wie man früher die Zeitung zusammen im Bett gelesen und einzelne Teile ausgetauscht hat, so ist das jetzt mit Podcasts."

Damit das Morning Briefing pünktlich vor 6 Uhr morgens im Postfach der Leserinnen landet, arbeitet Jakobs bis spät in die Nacht. Sowohl die Deadline um 1.30 Uhr als auch die maximale Anzahl von 5.500 Zeichen pro Newsletter überschreitet der Journalist häufig. Denn manchmal, wenn er gerade denkt, er sei fertig, "werfe ich einen letzten Blick auf internationale Websites und dann ist da doch noch was". Dass er gleichzeitig sowohl Autor als auch Schluss­redakteur ist, gibt Jakobs ein "maximum an Freiheit, aber auch ein maximum an Verantwortung".
Ein Kindheits­traum ist sein Werdegang nicht: "Journalismus war nicht meine erste Wahl." Der gelernte Diplom-Volkswirt will promovieren, dafür werden dann jedoch die Gehälter gestrichen. Weil er parallel als Handball-Reporter für das "Wiesbadener Tagblatt" arbeitet, bekommt er schließlich ein Volontariat angeboten – das er annimmt. Über diese Entscheidung ist er heute vor allem dann froh, wenn er mit seinem Team lange recherchiert und "dann eine Geschichte hat, die neu und wichtig ist, weil sie etwas bewirkt".

Ein gutes Team braucht laut Jakobs "gute Leader und Schreib-Stars, aber auch Prima Donnas". Es gehöre dazu, dass verschiedene Rollen existieren. Wichtig sei, "dass man die Unterschiedlichkeiten gut zusammenbringt". Journalismus-Einsteigerinnen rät er, "sich jeden Tag eine Stunde für gezieltes Lesen zu reservieren". Ein weiterer Tipp des Redakteurs: "Nicht abheben." Er wisse wie es ist, das erste Mal den eigenen Namen in der Zeitung zu lesen: "Man hat das Gefühl, man kann fliegen." Dennoch sollten Medien­schaffende seiner Meinung nach demütig sein und immer überlegen: "Was hat dein Artikel bei anderen bewirkt?"

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Peter Hogenkamp über die Zukunft der Newsletter.

News-Kurator: Verlässlichkeit ist beim Newsletter-Versand "das Allerwichtigste", sagt Peter Hogenkamp im turi2 Jobs-Podcast. Diese eine Mail müsse sich in der Inbox der Empfängerinnen "gegen 100 oder 1.000 andere Mails durchsetzen". Der Journalist und Digitalexperte leitet seit 2014 die Scope Content AG in Zürich. Mit seinem Unternehmen bietet er eine Software für die Nachrichten-Kuratierung – die populärste Anwendungsform sind laut Hogenkamp Newsletter. Mit turi2-Verleger Peter Turi spricht er u.a. darüber, was einen guten Newsletter ausmacht. Er müsse etwa in einer "relativ verlässlichen Frequenz" erscheinen. Das könne täglich, wöchentlich oder zweiwöchentlich sein – alles darüber hinaus sei kein "klassisches Newsletter-Format" mehr. Hogenkamp selbst mag eine "persönliche Stimme" zu Beginn des Newsletters. Dieses Format à la Gabor Steingart oder Florian Harms sei "bei fast jedem Thema ein guter Ansatz" und helfe vor allem dabei, etwas neues aufzubauen.

Grundsätzlich geht es bei einem Newsletter immer darum, Zeit zu sparen, meint Hogenkamp. Indem eine andere Person, die "sachkundig ist" und Themen einordnen kann, eine Zusammenfassung liefert, müsse sich die Leserin nicht selbst dem "Nachrichtenstrom" aussetzen. "Deswegen sind kuratierte Newsletter aller Art so erfolgreich", sagt Hogenkamp. Er sieht das Format als ein "Transport-Medium", mit dem "alles mögliche" über verschiedene Wege verschickt werden kann. Trotz "aller moderner Tools" sieht Hogenkamp nicht, "dass E-Mail in absehbarer Zeit ausstirbt". Der "Brief in elektronischer Form" sei ein Standard, den "jeder liest, jeder braucht". Auch die jüngere Generation komme nicht daran vorbei, "ob sie will oder nicht".

Seiner Einschätzung nach, wird sich am Erfolg des Newsletter auch deshalb so schnell nichts ändern – auch nicht in Zeiten von Kurzvideos auf TikTok. "So lange das Smartphone noch da ist, glaube ich nicht, dass wir eine riesige Verschiebung im Medienkonsum sehen werden", meint Hogenkamp. Text – und damit auch der Newsletter – "wird uns noch eine Weile erhalten bleiben".

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